Rare Breeding Bird Survey
Hintergrund und Ziele des Monitorings seltener Brutvögel (MsB) in Deutschland
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Seit 1990 brütet der Bienenfresser regelmäßig in Deutschland. Seitdem hat der Bestand auf über 2.000 Brutpaare zugenommen.
Foto: Michael Radloff |
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Bestandszahlen der seltenen Brutvögel Deutschlands werden bereits seit langem gesammelt. Der „Arbeitskreis zum Schutz vom Aussterben bedrohter Tiere“ begann 1956 damit, Erhebungen zum Bestand seltener Vogelarten in der DDR durchzuführen. Das Monitoring seltener Brutvögel (MsB) in der BRD startete 1977 und wird seither durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) koordiniert. Das Artenspekturm, das sich zunächst auf nur sechs Arten beschränkte, wurde in den folgenden Jahren kontinuierlich erweitert. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden beide Programme schließlich miteinander kombiniert. Seit 1995 werden im Rahmen des MsB die Bestände von allen regelmäßig in Deutschland brütenden einheimischen Vogelarten mit weniger als 1.000 Paaren und von vielen Koloniebrütern regelmäßig ermittelt. Seit Ende der 2000er-Jahre werden grundsätzlich alle Brutvogelarten als Teil des MsB angesehen die über das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) nicht in ausreichendem Maße erfasst werden. Um die Standardisierung des MsB weiter voranzutreiben und sukzessiv immer mehr Arten abdecken zu können wurde 2017 damit begonnen, einfache, bundesweit einheitliche Erfassungsvorgaben für die MsB-Arten abzustimmen und zu etabliert. Dieser Prozess soll kontinuierlich fortgeführt werden.
Gerade die seltenen Brutvogelarten stoßen bei vielen Beobachtern auf großes Interesse, da ihre Beobachtung ein besonderes Ereignis darstellt und verstärktes Interesse daran besteht, die Bestandsentwicklungen dieser attraktiven Arten zu verfolgen. Zugleich ist die Organisation der Erfassung seltener und mittelhäufiger Brutvogelarten im Rahmen eines standardisierten Monitoringprogramms komplex. Die Vogelarten, auf die das MsB abzielt, sind zu selten oder regional verbreitet, um über das MhB und seine zufällig verteilen Probeflächen erfasst werden zu können und stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an ein Monitoring, weshalb eine ganze Reihe unterschiedlicher Erfassungsmethoden nötig ist, um das heterogene Artenspektrum der seltenen Brutvögel abdecken zu können.
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Ziele
Ziel des MsB ist die kontinuierliche Überwachung der Bestandsentwicklungen seltener Brutvogelarten in Deutschland, um Bestandveränderungen frühzeitig identifizieren zu können. So kann im Falle negativer Bestandsentwicklungen die Notwenigkeit von Schutzmaßnahmen begründet und hervorgehoben werden und zugleich positive Entwicklungen dokumentiert werden. Das MsB zielt dabei vorrangig auf die Ableitung von Bestandstrends ab. Bestandstrends werden in Form von jährlich fortgeschriebenen Indexreihen dargestellt und geben Auskunft über die relativen Bestandsveränderungen zum Vorjahr bzw. zum Basisjahr der jeweiligen Datenreihe. Ein Bestandsmonitoring, also die Erfassung von Gesamtbeständen, ist nachgeordnetes Ziel, aber zugleich erwünschter Nebeneffekt bei sehr seltenen oder stark konzentriert vorkommenden Arten, wo dies mit vertretbarem Aufwand möglich ist. Die Ziele des MsB lassen sich demnach wie folgt zusammenfassen:
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Kontinuierliche Überwachung der Bestandsentwicklung seltener Brutvogelarten
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Ermittlung von Bestandstrends
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Bestandsmonitoring sehr seltener oder stark konzentriert vorkommender Arten
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Zum Artenspektrum zählen auch weit verbreitete Arten wie der Mittelspecht.
Foto: Lutz Ritzel |
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Artenspektrum
Das MsB umfasst grundsätzlich alle Arten, die nicht ausreichend über das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) abgedeckt sind. Damit deckt das Programm Vogelarten ganz unterschiedlicher Häufigkeit, Verbreitungsmuster und Lebensraumansprüche ab. Das Spektrum reicht von ausnahmsweise oder unregelmäßig brütenden Vogelarten, wie z.B. Kappenammer oder Stelzenläufer, bis hin zu den sogenannten mittelhäufigen Arten. Darunter fallen beispielsweise Küstenvögel und alpine Arten, die zwar vergleichsweise häufig sein können, deren Bestände sich aber nur auf wenige Vorkommen oder Lebensräume beschränken. Räumlich konzentriert auftretende Arten wie Haubentaucher, deren Vorkommen an Gewässer gebunden sind, oder Koloniebrüter wie Grau- oder Purpurreiher zählen ebenso zum Artenspektrum wie weit verbreitete Arten mit geringer Siedlungsdichte, wie zum Beispiel Kolkrabe oder Schwarzspecht. Insgesamt werden etwa 200 Brutvogelarten dem MsB zugeordnet, darunter eine Vielzahl gefährdeter und besonders geschützter Vogelarten, u.a. des Anhangs I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Es besteht der Wunsch, aber nicht der Anspruch, die Bestandsentwicklung möglichst aller dieser Arten zukünftig gleichermaßen gut verfolgen zu können.
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Erfassungsmethoden
Um das große Artenspektrum abdecken zu können und den unterschiedlichen Verhaltensweise und Lebensraumansprüchen der MsB-Arten Rechnung tragen zu können, ist das MsB modular aufgebaut. Das bedeutet, das MsB besteht aus einer ganzen Reihe verschiedener Erfassungsmodule die jeweils einzelne Arten oder kleinere Artengruppen abdecken und diese, mit auf die jeweiligen Zielarten zugeschnittenen Methoden, erfassen. So werden beispielsweise Koloniebrüter, wie Saatkrähe oder Graureiher, in artspezifischen Modulen an ihren Koloniestandorten erfasst, während mehrere Spechtarten gemeinsam an definierten Stopps entlang von Zählrouten erfasst werden. Wiesenlimikolen werden hingegen flächig innerhalb von festgelegten Zählgebieten gezählt ‒ so wie dies vielerorts bereits seit vielen Jahren der Fall ist.
Der Fokus auf die Ermittlung von Bestandtrends ermöglicht es, den Erfassungsaufwand relativ gering zu halten. Die Kombination aus einfachen, stark standardisierten Erfassungsmethoden und dem Fokus auf einzelne Arten oder kleinere Artengruppen ermöglicht es auch Menschen mit begrenztem Zeitbudget oder ohne langjährige Erfahrungen im Vogelmonitoring, sich am MsB zu beteiligen.
Informationen zu den aktuell verfügbaren Modulen des MsB, deren Artenspektren, Erfassungsmethoden und Zähltermine, Hinweise wie Sie sich beteiligen können und wie die Dateneingabe in ornitho.de funktioniert, finden Sie unter den nachfolgenden Menüpunkten.
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Organisation
Das MsB ist – wie auch die anderen vom DDA koordinierten Erfassungsprogramme – hierarchisch strukturiert. Das heißt, der DDA ist nur auf übergeordneter, bundesweiter Ebene tätig. Die eigentliche Koordinations- und Organisationsarbeit, das heißt insbesondere die Ansprache und Betreuung der Zählerinnen und Kartierer erfolgt auf Ebene der Bundesländer über die landesweiten Fachverbände sowie die Staatlichen Vogelschutzwarten. Vor allem in den großen Bundesländern unterstützen – rein ehrenamtlich – auf lokaler Ebene auch viele Fachgruppen und ornithologische Arbeitsgemeinschaften die Erfassungen. Die Erfassungen selbst werden zum überwiegenden Teil von Ehrenamtlichen durchgeführt. Es fließen jedoch auch eine Vielzahl von Daten, die im Auftrag der Landesfachbehörden erhoben werden, in das MsB ein.
Ohne dieses enorme, vielfach ehrenamtliche Engagement auf allen Ebenen wäre das MsB unmöglich, und unser Wissen über die Bestandssituation der Vogelwelt entspräche nicht im Ansatz dem, auf das wir heute zurückgreifen können!
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Aufbruch ins digitale Zeitalter
Zeitgleich mit den methodischen Neuerungen wird das MsB auch an den Stand der Technik herangeführt. Der vielfach geäußerte Wunsch der Kartierenden, ihre Ergebnisse digital zu übermitteln und die Daten sogar direkt digital im Gelände zu erfassen, wird nun schrittweise Realität. Die Entwicklung von Meldemöglichkeiten über ornitho.de und die zugehörige App NaturaList wird die Datenübermittlung vereinfachen und die häufig als lästig empfundene Schreibtischarbeit wird reduziert. Zudem wird die Koordination dadurch um die zeitaufwändige Datenzusammenführung und -eingabe entlastet, weil die Daten automatisch in einheitlichem Format und an zentraler Stelle zusammengeführt werden.
Der DDA entwickelt ornitho.de und NaturaList für die Dateneingabe im MsB weiter und wird dafür vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums finanziell unterstützt. Durch den beschleunigten Datenfluss von der Erhebung bis zur Trendermittlung wissen wir künftig schon wesentlich früher, wie sich die Brutbestände der einzelnen Arten im Vergleich zum Vorjahr entwickelt haben, und ebenso, wie sich die eigenen Kartier- und Zählergebnisse in den größeren Zusammenhang einordnen.
Zugleich ist die digitale Datenübermittlung nur ein Angebot und die Mitarbeit in den verschiedenen MsB-Modulen wird gleichermaßen wertgeschätzt, wenn die Ergebnisse weiterhin auf einer Papierkarte oder einem handschriftlich ausgefüllten Ergebnisbogen übermittelt werden.
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Fragen und Kontakt
Weitere Auskünfte zum Monitoring seltener Brutvögel in Deutschland erhalten Sie bei:
Dr. Malte Busch
Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. (DDA)
An den Speichern 2, D-48157 Münster
E-Mail: malte.busch@dda-web.de
Tel. 0251-210 140-015
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